Die Stiftung zur Förderung von Schifffahrts- und Marinegeschichte prämiert herausragende Forschungsleistungen mit 12.000 EUR
Die 2013 von den Eheleuten Ute und Dietrich Redell gegründete Stiftung zur Förderung von Schifffahrts- und Marinegeschichte verfolgt den Zweck, deutschsprachige Arbeiten aus dem Bereich der Geschichts- und Kulturwissenschaften und vergleichbaren Disziplinen zur Geschichte der Schifffahrt und Marinen zu fördern. Dazu vergibt sie alle zwei Jahr einen mit 10.000 EUR dotierten Preis, mit dem herausragende, aktuelle und innovative Studien zur Schifffahrts- und Marinegeschichte ausgezeichnet werden sollen. Nominiert werden die Preisträger von einer fünfköpfigen Jury. Deren Sprecher ist Prof. Dr. Jürgen Elvert (Köln), die weiteren Jury-Mitglieder sind Prof. Dr. Michael Epkenhans (Potsdam), Dr. Jörg Hillmann (Brüssel), Prof. Dr. Sönke Neitzel (London) und Prof. Dr. Markus A. Denzel (Leipzig).
Die erste Preisverleihung wird am 5. November 2014 im Bankhaus Sal. Oppenheim in Berlin stattfinden. Aus den zahlreichen Bewerbungen um den Stiftungspreis wählte die Jury eine Preisträgerin und zwei Preisträger aus. Den mit 6.000 EUR dotierten ersten Preis erhielt die Rostocker Historikerin Franziska Cammin für ihre Dissertation über „Die Deutsche Seereederei als Staatsreederei der DDR – Die Handelsflotte zwischen staatlicher Kontrolle und Freiheit auf See“. Die Arbeit ist am Graduiertenkolleg des Departments Maritime Systeme der Interdisziplinären Fakultät der Universität Rostock entstanden. Ihr Ziel ist es, die Deutsche Seereederei Rostock im Spannungsfeld von politisch-ideologischen Anforderungen einerseits und den Erfordernissen des Weltmarktes andererseits darzustellen. Dazu untersuchte Cammin die Aufgaben und Funktionen der Staatsreederei der DDR und zeichnete in sieben Kapiteln die Entwicklung von Flotte und Verwaltung unter den Bedingungen einer Planwirtschaft im Hinblick auf die Probleme beim internationalen Einsatz nach. Mit ihrer sehr gut lesbaren, stets vielschichtig und überzeugend argumentierenden Arbeit leistete Frau Cammin einen wichtigen Beitrag zu einem bisher wenig beleuchteten Thema der deutschen Schifffahrtsgeschichte.
Den mit 4.000 EUR dotierten zweiten Platz verlieh die Jury der Hamburger Dissertation von Sebastian Diziol mit dem Thema „Deutsche, werdet Mitglied des Vaterlandes! Der Deutsche Flottenverein 1898-1934“. Diziol behandelte in seiner Arbeit eine der bedeutendsten gesellschaftlichen Inter-essengruppen des Kaiserreiches. Der Deutsche Flottenverein umfasste vor 1914 zeitweise über 300.000 Mitglieder und leistete mit seiner Propagandaarbeit einen wesentlichen Beitrag zur Verankerung der Welt- und Flottenpolitik in der Gesellschaft des Kaiserreichs. Die Arbeit Diziols besticht durch ihre ausgewogene Argumentation und die gelungene Verbindung von theoretischen Ansätzen mit einer umfassenden Quellenarbeit. Dadurch gelingt es ihm, Mentalitäten und politischen Denkmustern nachzuspüren, Inhalte und Implikationen aufzuzeigen, die Verbreitung und Wirkungsmacht des symbolischen Navalismus zu verdeutlichen und schließlich die wechselnden Konjunkturen desselben darzustellen.
Einen mit 2.000 EUR dotierten dritten Preis vergab die Jury schließlich an den Kölner Althistoriker Michael Kleu für seine Dissertation über „Die Seepolitik Philipps V. von Makedonien (221-179)“. In seiner methodisch stringenten, klar gegliederten, flüssig geschriebenen und mit einem herausragenden Anmerkungsapparat versehenen Arbeit konnte Kleu aufzeigen, wie Philipp V. seinen Flottenbau finanzierte und inwieweit sich der Herrscher damit in den Traditionslinien seiner Vorgänger bewegte.
Aufgrund der hervorragenden Leistungen der Preisträgerin und der Preisträger hat sich die Stiftung nach einem sehr erfolgreichen Startjahr dazu entschlossen, das Preisgeld in diesem Jahr auf 12.000 EUR aufzustocken, um so die erbrachten Leistungen insgesamt angemessen zu würdigen.
Köln, den 25.08.2014
Prof. Dr. Jürgen Elvert
Jean Monnet-Lehrstuhl für Europäische Geschichte
Historisches Institut
Universität zu Köln
Gronewaldstraße
50931 Köln